Die Pfarrkirche der Stadt Ulm befand sich einst etwa 1 km vor den Toren der Stadt und war im Jahre 813 von Kaiser Karl dem Großen dem Kloster
Reichenau (am Bodensee) unterstellt worden. Die Bürger der Stadt Ulm (damals weniger als 10.000 Einwohner) beschlossen im 14. Jahrhundert,
ihre Pfarrkirche auf eigene Kosten innerhalb der Stadtmauern selbst neu zu bauen und sich vom Kloster Reichenau unabhängig zu machen.
Am 30. Juni 1377 fand die Grundsteinlegung statt. Am 25. Juli 1405 erfolgte die Einweihung der Kirche mit
einem noch provisorischen Notdach. Am 29. Juni 1890 wurde nach über 500 Jahren die Fertigstellung des Münsters samt 161,53 m
hohem Turm gefeiert. Das Ulmer Münster ist seit Baubeginn eine Dauer-Baustelle geblieben, um den Einflüssen des Wetters und der Umwelt
entgegen zu wirken.
Während der langen Bauzeit haben viele bekannte Baumeister am Ulmer Münster weitergebaut. Der Bauplan stammte wahrscheinlich von Heinrich II.
Parler, der auch am Bau des Münsters in Schwäbisch Gmünd mitgewirkt hatte. Ab 1381 war es dann Michael Parler, der am Bau des Doms von Prag
mitgewirkt hatte, ab1392 Ulrich Ensinger (Ulrich von Ensingen), der zuvor am Strassburger Münster mitgewirkt hatte und danach sein Sohn
Matthäus Ensinger, der 1449 das Chorgewölbe vollendete. Unter Matthäus Böblinger wurden die Pläne geändert und das Turm-Fundament verstärkt,
da sich Schäden am Bauwerk zeigten wurde unter Burkhard Engelberg 1492 die Seitenschiffe abgerissen und danach niedriger und mit leichterem
Gewölbe neu aufgebaut.
1530/31 beschlossen die Ulmer Bürger, zum evangelischen Glauben überzutreten, was im Rahmen des sog. Bildersturms zur Entfernung von über 60
Altären (!) führte, die zum Teil in den Dorfkirchen der Region aufgestellt wurden. Die Reformation hatte politische Spannungen und
finanziellen Mangel zur Folge, so dass der Weiterbau des Münsters bei einer Turmhöhe von damals ca. 100 m für über 300 Jahre unterbrochen
wurde.
Ab 1844 wurde am Ulmer Münster unter Ferdinand Thrän dann Ludwig Scheu und danach August von Beyer weitergebaut und saniert und der Hauptturm
auf seine heutige Höhe von 161,53 m erhöht. Er wurde dadurch zum höchsten Kirchturm der Welt. Bis 1894 war das Ulmer Münster im Besitz der
Stadt Ulm, ab dann im Besitz der evangelischen Kirchengemeinde Ulm. Die Luftangriffe (1944/45) des zweiten Weltkriegsüberstand es trotz großer
Bombadierung der Stadt weitgehend unbeschädigt. Die Chorfenster aus dem Mittelalter waren rechtzeitig ausgebaut worden. Die anderen Fenster
wurden im Krieg zerstört.
Hochaltar von Martin Schaffner und Nicklaus Weckmann 1450 ... 1528
Chorgestühl von Jörg Syrlin der Ältere und Michael Erhart 1469 ... 1474 mit Figuren von Pythagoras, Cicero, ...
Glasfenster im Chor von verschiedenen Meistern im 14./15.Jahrhundert: Fenster der beiden Johannes, Kramerfenster, Ratsfenster,
Anna-Marien-Fenster, Fenster der 5 Freuden Mariens, Medaillonfenster.
Neuere Glasfenster: Israelfenster (Altes Testament und Leidensweg der Juden) , Verheissungsfenster (Moses, Urknall,
Naturwissenschaftler, alte und neue Welt), Erfüllungsfenster (Erfüllung der Vorhersagen des AT im neuen Testament)
Hauptorgel: Orgelbaufirma Eberhard Friedrich Walcker1967 ... 1969 (100 Register, 8.900 Pfeifen, 4 Manuale, 2 Pedale)
Kapellen der Patrizierfamilien: Besserer-Kapelle, Neithart-Kapelle, Konrad-Sam-Kapelle Portale:
Hauptportal (Schöpfungsgeschichte),
kleines Marienportal (NW),
großes Marienportal (SW),
Passions-/Reformationsportal (NO),
Gerichts-/Brautportal (SO)